Nikolaus Risch und das Furlbachtal
„Zeitmanagement“ – Prof. Risch weiß, wie wichtig dieses Stichwort im Leben für Menschen in Spitzenpositionen ist. Um die vielseitigen Anforderungen und Herausforderungen als Präsident der Universität Paderborn mit seinen persönlichen Interessen, u.a. als leidenschaftlicher Wettkampfsportler im Orientierungslauf, zu vereinbaren, ist dieser Faktor ganz wichtig.
Hat eine so engagierte und durch hohe Termindichte bestimmte Persönlichkeit überhaupt noch Zeit, die Natur zu genießen und zu entdecken? Risch beantwortet diese Frage mit einem deutlichen „Ja!“.
„Eine intakte Natur ist für mich ein Regenerationsraum erster Güte. Auf meiner Rangliste steht das Furlbachtal ganz oben. Das tief eingeschnittene Tal mit seinen intensiven Grüntönen, dem alten Baumbestand, dem klaren Bachwasser mit seinem charakteristischen Sandbett und den Teppichen von Wasserpflanzen an seinen Rändern – das ist schon etwas ganz Besonderes! Es ist für mich ein eigenständiges Refugium, in dem mir die Entspannung von beruflichen Anforderungen oder von sportlichen Wettkämpfen besonders gut gelingt.“
„Witte Biäke“ – weißer Bach – wird der Furlbach auch im Volksmund genannt. Das Tal liegt in einem 205 ha großen Naturschutzgebiet in der Gemeinde Augustdorf und in der Stadt Schloß Holte-Stukenbrock. Offiziell heißt es „Schluchten und Moore am oberen Furlbach“. In diesem Naturschutzgebiet sind die typischen Landschaftsformen der Senne in naturnaher Ausprägung vorhanden.
Eine einzige Quelle des Furlbachs gibt es nicht. Sein Quellgebiet liegt in einem großen Dünenbogen. Aus den Talkanten und dem Talboden tritt das Wasser an vielen Stellen zu Tage und sammelt sich in einem feuchten Quelltal. Die Abflussmenge ist so groß, dass bereits am Oberlauf des Furlbachs einst eine Wassermühle betrieben werden konnte. Über das Stauwehr des alten Mühlteichs führt heute der Wanderweg in das Schluchttal, das ein außergewöhnlich urwüchsiges Gebiet ist. Hier überlässt der Mensch die Natur seit Jahren sich selbst; sie kann sich zur Wildnis entwickeln.
Auf den Binnendünen wachsen Kiefern, unter denen Blaubeerbüsche einen dichten Unterwuchs bilden. An den Talhängen stehen teils uralte Buchen und Eichen. Abgestorbene Bäume bilden Brutplätze für selten gewordene Vogelarten wie Schwarzspecht, Eisvogel, Hohltaube. Auch Fledermäuse und andere seltene Höhlenbewohner finden in dem Totholz ihr Zuhause.
Gelegentlich fällt ein Baum aus Altersschwäche in den Bach und zwingt so das Wasser, sich einen neuen Weg zu suchen, um das Hindernis zu umgehen. So verändert und formt die Kraft des Wassers immer wieder das Tal.
Kleine und große Veränderungen sind im Furlbachtal ständig auf der Tagesordnung. Dies gilt insbesondere für das Gebiet, in dem bis in die 90er Jahre des letzten Jahrhunderts eine große Fischzuchtanlage betrieben wurde. Seit der Renaturierung laufen die natürlichen Prozesse mit einem beeindruckenden Tempo ab. Je nach Entwicklungsstadium siedeln sich Pflanzen und Tiere an oder verschwinden wieder – spannende biologische Prozesse sind hier zu beobachten.
Trotz seines „oberflächlich“ urwaldartigen Zustands wird das Furlbachtal intensiv durch den Menschen genutzt. Denn die Stadtwerke Bielefeld gewinnen hier seit mehr als 30 Jahren aus neun Brunnen, darunter einem, der das Wasser aus über 400 m Tiefe fördert, etwa eine Million Kubikmeter Trinkwasser pro Jahr. Ein Zeichen für die gute Wasserqualität in diesem Gebiet, die sich auch im Oberflächenwasser widerspiegelt, denn der Furlbach ist auch ein wichtiges Fortpflanzungsgewässer für gefährdete Fischarten.
Das Furlbachtal ist für Prof. Risch ein biologisches ‚Eldorado’: „Die Natur ist hier in ihrer ganzen Dynamik erlebbar und für mich auf wunderbare Art mit allen Sinnen intensiv wahrnehmbar. Das verschafft neben dem guten Gefühl, etwas für seine Gesundheit getan zu haben, auch eine gesunde Distanz zu den alltäglichen Ansprüchen, die von außen gestellt werden“.
Die beiden Rundwanderwege lassen je nach Zeitbudget längere oder kürzere Wanderungen zu.