Zurzeit ist das Wildtier des Jahres, die Wildkatze, zielstrebig in unserem Naturpark unterwegs. Es gilt jetzt im Winter nicht nur unter zum Teil hohen Schneedecken Nahrung, also vor allem Mäuse zu finden und zu fangen, sondern auch einen Partner aufzuspüren. Hierfür vergrößern die Kater ihre ohnehin schon mehrere 1000 ha großen Streifgebiete und senden typische Paarungsrufe aus. Die Paarungszeit von Januar bis März hatte der Landesbetrieb Wald und Holz NRW sich im vorletzten Winter zu Nutze gemacht und mittels mit Baldrian getränkter Lockstöcke auf der Naturschutzfläche Egge / Nord gleich zehn Individuen, sechs Kater und vier Katzen, von der europäischen Wildkatze (Felis sylvestris sylvestris) nachgewiesen. Die Tiere können dem Geruch nicht widerstehen und reiben sich an den Stöcken. Die Analyse der eingesammelten Haarproben durch das Senckenberg Institut brachte zum Ergebnis, dass Wildkatzen aus Nordrhein-Westfalen die geringste Durchmischung aufweisen. Also sind nur in sehr seltenen Fällen auch Hauskatzen mit in den Stammbäumen zu finden. Damit dies auch so bleibt, raten Förster Bewohnern von Dorfrandbereichen, ihre Hauskatzen kastrieren zu lassen. Die Ergebnisse der Lockstock-Beprobung bestätigen zudem den Erfolg der Grünbrücke über die B64. Das aufwändige Brückenbauwerk mit über 50m Breite wurde 2013 fertiggestellt. Ein knapp 3m hoher blickdichter Holzzaun leitet die Tiere trichterförmig auf die Brücke und ermöglicht so einen Genaustausch der Populationen beiderseits der Bundesstraße. Die Zuwegungen zur Grünbrücke sind auf beiden Seiten bewusst offen gehalten. Momentan sind die Tiere jedoch noch verunsichert und wandern eher weniger über die Brücke, da sich nach dem Sturm „Friederike“ das Aussehen der Wälder verändert hat.
Sollte sich dennoch ein Wildkatzenpaar zusammenfinden, so trennen sich die Geschlechter nach der Paarung wieder und verbringen den Rest des Winters in Erdhöhlen oder auch ausgedienten Fuchs- oder Dachsbauten. Nach 68 Tagen – es ist dann meist schon April – bringt die Katze zwei bis sechs Jungtiere zur Welt. Die zunächst blinden Welpen sind zuerst völlig abhängig von der Mutter. Die ersten sechs Wochen werden die Katzenbabys ausschließlich gesäugt, um dann schon mit der ersten Mausnahrung zu beginnen. Wie bei allen Katzen verfallen auch die Wildkatzenjungen bei Gefahr in die Tragstarre, so dass das Muttertier sie mühelos in ein neues Versteck bringen kann. Dennoch ist die Sterblichkeit der kleinen Wildkatzen hoch. Natürliche Feinde wie Fuchs und Marder sind ständig präsent und gerade der Autoverkehr fordert seinen Tribut. Auch vermeintlich sichere Verstecke wie aufgestapeltes Ernteholz gefährden bei Abholung den Nachwuchs der Wildkatzen. Wenn Jungtiere im Wald gefunden werden, sollten diese besser dort gelassen werden, denn Wildkatzen sind im Gegensatz zu Hauskatzen nicht zähmbar.
Sterben der Kätzin die Jungtiere, kann eine erneute Verpaarung stattfinden. Diese zweiten Würfe können sich bis in den Frühherbst hineinziehen. Mit etwa sechs bis acht Monaten suchen sich die Jungtiere ein eigenes Revier. Wildkatzen können 12 -15 Jahre alt werden.